„Schrecks Anstalt“ - Psychiatrie im Nationalsozialismus

Interessierte Besucher*innen warten vor dem Gebäude auf Einlass

Im unsanierten Gebäudetrakt

Führung durch Frau Iris Baumgärtner, ehemalige Leiterin des Stadtmuseums Rastatt

Anschliessende Diskussionsrunde

Im Rahmen der Interkulturellen Woche 2025 hat der Soroptimist International Club Murgtal die Veranstaltung „Schrecks Anstalt: Eine Verwahranstalt für geistig Minderwertige – Psychiatrie im Nationalsozialismus am Beispiel der Rastatter Pflegeanstalt“ angeboten. 

Zweiunddreißig interessierte Bürger*innen fanden sich am vergangenen Donnerstagnachmittag vor dem 170 Meter langen Gebäude des heutigen Landesarchivs an der Ecke Lützowerstraße/Ludwigsstraße in Rastatt ein. Für die Veraltung konnte der Club als Referentin Frau Iris Baumgärtner, die ehemalige Leiterin des Stadtmuseums Rastatt, gewinnen. Das badische Innenministerium richtete 1934 in Rastatt eine Pflegeanstalt für psychisch Kranke ein, die aus Sicht der Nationalsozialisten als nicht mehr therapierbar galten. Arthur Schreck war der Leiter der Anstalt. Er übernahm 600 Patienten aus anderen badischen Psychiatrien. Der Anstaltsbetrieb, der keine therapeutischen Behandlungen vorsah, fand unter menschenunwürdigen beengten Zuständen statt. Im September 1939 wurden die Rastatter Patienten nach Zwiefalten und später nach Grafeneck gebracht, wo 480 Rastatter Patienten in den Gaskammern starben. Nach dem Krieg wurde das Gebäude von der Internationalen Flüchtlingsorganisation als Durchgangslager für „Displaced Persons“ genutzt. Später wurde es Durchgangslager für Flüchtlinge und Heimatvertriebene und blieb bis zu Beginn der 1990 Jahre Landesaufnahmestelle für Geflüchtete.

Die mehr als einstündige Führung durch das Gebäude durch Frau Baumgärtner war sehr informativ und aufschlussreich. Beklemmend war zum Schluss die Besichtigung eines unsanierten Gebäudetraktes, der noch den Zustand von 1991 zeigte, bevor das Gebäude als Flüchtlingslager geschlossen wurde.

Im Anschluss nach der Führung fand unter Leitung von Frau Ute Kretschmer-Risché, Vorsitzende des Vereins Pro Demokratie Mittelbaden E.V., eine Diskussionsrunde im Bibliothekssaal des Gebäudes statt. Deutlich war die Betroffenheit der Teilnehmer über diese Vergangenheit zu spüren. Auch ein Zeitzeuge von damals, ein ehemaliges Flüchtlingskind, das eine Zeitlang hier untergebracht war, war unter den Teilnehmern. 

Unterstützt wurde die Veranstaltung von Herrn Dietrich, dem Leiter des Landesarchivs, der dem Club den Zugang in das nicht öffentliche Gebäude ermöglichte.




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